Kurzbiographie August Friedrich Schwarz

Porträt von August Schwarz

* 21.6.1852 in Nürnberg
† 6.12.1915 in Nürnberg

Vater: Bezirkstierarzt Konrad Schwarz (1817-1895)

Ausbildung:

Realgymnasium Nürnberg; zusammen mit Schülern des humanistischen Gymnasiums Gründung eines „Botanischen Vereins“; eine Botanisiertrommel aus dieser Zeit verwendete Schwarz bis ins Alter

Studium auf der Tierarzneischule München; Staatsprüfung mit Auszeichnung bestanden


Beruflicher Werdegang:

Gedient als Einjähriger Freiwilliger im 1. Chevauxlegers-Regiment in Nürnberg

1 Jahr als Veterinärarzt beim königl. 4. Artillerieregiment in Augsburg; hier lernt Schwarz den Bryologen August Holler (1835-1904) kennen, der ihn zu Moosstudien anregt

Rückversetzung nach Nürnberg

Kameraden und Vorgesetzte schätzten Schwarz wegen seiner profunden naturwissenschaftlichen Kenntnisse; die Wahl des Schießplatzes bei Grafenwöhr wurde durch ein von ihm erstelltes geologisches Gutachten beeinflusst

26.6.1914 Schwarz scheidet im Rang eines Oberstleutnants aus dem Militärdienst aus, wird aber zu Beginn des 1. Weltkrieges wieder reaktiviert


Familie:

7.6.1881 Heirat mit Sophie Kellner, Tochter eines Glasmalers

Aus der Ehe gehen 3 Töchter und 1 Sohn hervor. Die Familie begleitete Schwarz oft bei seinen botanischen Ausflügen. Er galt als „ein sorgsamer Familienvater und sparsamer Haushalter“.


Schwarz und die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg:

1878 Beitritt zur NHG (auch sein Vater war dort langjähriges Mitglied, ab 1891 Ehrenmitglied)

Obwohl Schwarz nie eine Vorstandsposition einnahm, war er für die NHG „eines ihrer treuesten, eifrigsten und erfolgreichsten Mitglieder, so dass man von einer Ära Schwarz zu sprechen befugt ist.“

Schwarz leitete zahlreiche Exkursionen in die Nürnberger Umgebung, zu denen auch oft Familienmitglieder kamen. „Es muss Schwarz besonders hoch angerechnet werden, dass er zu den Ausflügen auch die Frauen und die heranwachsende Jugend beizog.“ Auf diesen Exkursionen gelangten ihm zahlreiche Neu- und Wiederfunde.

Schwarz hielt zahlreiche Vorträge, bei denen er Botanisches, Zoologisches, Geologisches und Heimatkundliches äußerst plastisch und anregend schildern konnte.

Tagsüber widmete sich Schwarz seinen dienstlichen Aufgaben, halbe Nächte gehörten seinen Studien. Dabei eignete er sich ein umfangreiches Wissen an, das gerne und geduldig an jedermann weitergab. Auch auf Dienstreisen und bei Manövern studierte er stets Flora und Geologie.

1879 Gründung des NHG-Herbars durch eine Schenkung zahlreicher Belege

Bibliothek, Sammlung und Herbar waren ab 1880 im Haus von Schwarz am Maxplatz untergebracht.

1883 gründet Schwarz die Botanische Sektion der NHG

Bis zum Tode von Schwarz fanden ca. 500 Sitzungen statt, bei denen er fast nie fehlte. Nach Beendigung des offiziellen Teils ging Schwarz „zur gemütlichen Unterhaltung über, die er durch humorvolle Erzählungen außerordentlich anziehend zu gestalten wusste“.

1883-1912 Konservator der Sammlungen der NHG

Mit großem Interesse ordnete er auch die zoologische Sammlung.


Wissenschaftliche Bedeutung:

Neben seinem wissenschaftlichen Interesse an verschiedenen Zweigen der Tiermedizin, widmete er sich vor allem der Floristik, der Geologie und der Heimatgeschichte. Letzteres war ihm, dem „treuen Sohne seiner Vaterstadt, höchstes Bedürfnis und größte Freude“.

Die heimatkundlichen Studien ließen ihm keine Zeit zu großen Reisen. Mit auswärtigen Botanikern stand er in regem Briefkontakt und genoss auch überregional großes Ansehen.

Sein Kontakt zu Paul Magnus (1844-1914) aus Berlin regte ihn an, pflanzenparasitäre Pilze zu sammeln. Einen seiner Neufunde benannte Magnus nach ihm: Ovularia schwarziana (Mycosphaerellaceae).

Schwarz führte Walther Gothan (1879-1954) zu Steinbrüchen bei Schnaittach, der ihm zu Ehren Thinnfeldia schwarzi (Caytoniales) benannte.

Schwarz war Bezirksobmann der Bayerischen Botanischen Gesellschaft und Mitglied bei zahlreichen weiteren botanischen Vereinigungen. Über viele Jahre war Schwarz auch dem „Botanischen Verein Nürnberg“ verbunden, der ihn 1906 zu seinem Ehrenmitglied ernannte.

Das Hauptwerk von Schwarz ist die „Phanerogamen- und Gefäßkryptogamen-Flora der Umgegend von Nürnberg-Erlangen und des angrenzenden Teiles des Fränkischen Jura um Freistadt, Neumarkt, Hersbruck, Muggendorf, Holfeld“, die in den Jahren 1892 bis 1912 in den Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschat (Gesamtseitenzahl: 1487) erschienen und parallel dazu in Form von 6 handlichen Oktav-Bändchen (Gesamtseitenzahl: 1708) in den Jahren 1897 bis 1912. Beim Tode von Schwarz lag das Manuskript für einen weiteren Nachtragsband vor, konnte aber (bisher) nicht veröffentlicht werden.

Eine umfangreiche Sammlung pflanzengeographischer Verbreitungskarten (später weitergeführt als „Schwarz-Gaucklersche Karten“) mit der exakten handschriftlichen Eintragung von Fundpunkten – weit aussagekräftiger als Punktrasterkarten – befinden sich noch heute als wertvoller Schatz im Besitz der NHG.

Ferner veröffentlichte Schwarz eine Reihe bildlicher Darstellungen und ein zerlegbares Modell des Pferdes. Von Interesse ist auch eine größere illustrierte Arbeit über heimische Gift-, Heil- und Nährpflanzen.

In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember 1915 erliegt August Friedrich Schwarz einem heimtückischen Leiden


Veröffentlichungen von A. F. Schwarz

Schwarz, A. F. (1881): Neuere Beobachtungen über die Phanerogamen- & Gefäßkryptogamen-Flora der Umgegend von Nürnberg. Nachtrag und Ergänzung zu Sturm und Schnitzlein’s Flora von Nürnberg und Erlangen 2. Auflage 1860.- Abh. Naturhist. Ges. Nürnberg 7: 71-117

Schwarz, A. F. (1892): Die Flora der Umgebung Nürnbergs. - In: Festschrift des Stadtmagistrats Nürnberg zur 65. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte, S. 134-148, Nürnberg

Schwarz, A. F. (1892-1912): Phanerogamen- und Gefäßkryptogamen-Flora der Umgegend von Nürnberg-Erlangen und des angrenzenden Teiles des Fränkischen Jura um Freistadt, Neumarkt, Hersbruck, Muggendorf, Hollfeld.- Abhandl. Naturhist. Ges. Nürnberg 9 (1892): Beilage S. 1-185 (1. oder allgemeiner Teil); 10 (1897):186-204 (Nachtrag und Fortsetzung zum 1. oder allgemeinen Teil), S. 1-162 (2. oder spezieller Teil); 12 (1899): 163-514 (2. oder spezieller Teil, 2.Folge. Die Calycifloren.); 13 (1900): 515-728 (2. oder spezieller Teil. 3. Folge. Corolliflorae. Monochlamideae); 14 (1901): 729-1061 (2. oder spezieller Teil.4. Folge. Monocotyledones. Gymnospermae. Pteridophyta. Index); 18 (1912): 1063-1283 ( 6. Teil. Fortsetzungen und Nachträge), Nürnberg

Schwarz, A. F. (1895): Einige Beiträge zur Kenntnis der pflanzengeographischen Verhältnisse im Keuper um Nürnberg und im benachbarten Jurazuge, sowie dem östlich bei Bayreuth und Kreussen wieder zutagetretenden Keuper und auf den dortigen Muschelkalkhöhen. - Abh. Naturhist. Ges. Nürnberg 10(3): 63-80

Schwarz, A. F. (1897-1912): Phanerogamen- und Gefäßkryptogamen-Flora der Umgegend von Nürnberg-Erlangen und des angrenzenden Teiles des Fränkischen Jura um Freistadt, Neumarkt, Hersbruck, Muggendorf, Hollfeld.- 6 Bde., Nürnberg, Bd. 1 (1897): 1-233; Bd. 2 (1897): 237-418; Bd. 3 (1899): 419-821; Bd. 4 (1900): 825-1067; Bd. 5 (1901): 1073-1450; Bd. 6 (1912), Fortsetzungen und Nachträge: 1451-1708

Schwarz, A. F. (1902): Ausflüge. – Jahresb. Naturhist. Ges. Nürnberg 1901: 19-30

Schwarz, A. F. (1902):Verzeichnis der phanerogamen und gefäßkryptogamen Pflanzen in der Umgegend von Nürnberg und Erlangen, sowie im fränkischen Jura von Pleinfeld-Berching bis zum Staffelberg, alsdann in der Gegend von Vilseck und im oberen Aischthal um Windsheim. – 68 S., Sebald, Nürnberg

Schwarz, A. F. (1906): Nekrolog auf den Apotheker Carl Rodler, Nürnberg. – Abh. Naturhist. Ges. Nürnberg 16: V-VII

Schwarz, A. F. (1907): Die Flora der Umgebung Nürnbergs. - Festschr. 16. Deutsch. Geographentag Nürnberg, Abh. Naturhist. Ges. Nürnberg 17: 219-243

Schwarz, A. F. (1910): Die geologischen und floristischen Verhältnisse um Neumarkt.- In: L. Bürkmiller: Führer durch Neumarkt i. Oberpf. und Umgebung, 2. Aufl., S. 135-172, Neumarkt

Schwarz, A. F. (1911): Der Pflanzenwuchs der Fränkischen Schweiz. - In: A. Schwarz & F. Stellwaag: Die Pflanzen- und Tierwelt der Fränkischen Schweiz, S. 1-15, Erlangen. Auch als Anh. zu L. Göring (1911): Führer durch die Fränkische Schweiz und ihre Vorberge. 7. Aufl., Erlangen

Schwarz, A. F. (o. J., ca. 1900): Giftpflanzen, Heilpflanzen, Nährpflanzen. Bilder aus der heimischen Pflanzenwelt mit erläuterndem Text. - Heft 1: 82 S., Heft 2: 76 S., Heft 3: 69 S., Löwensohn, Fürth

Schwarz, A. F. (o. J.): Der Huf des Pferdes, sein Bau, seine inneren Organe. Bildliche Darstellung in Lebensgröße mit kurzem Text für den Unterricht im Hufbeschlag an die Beschlagschmiede der berittenen Waffengattungen bestimmt, auch Pferdebesitzern und Pferdeliebhabern gewidmet. – 26 S. und 1 Tafel mit ausklappbarem farbigen Modell, Löwensohn, Fürth

Schwarz, A. F. & K. Gauckler (o. J.): Punktkarten zur Flora von Erlangen-Nürnberg.- Unveröff., Nürnberg [im Besitz der NHG Nürnberg]


Quellen:

Frahm, J.-P. & J. Eggers (2001): Lexikon deutschsprachiger Bryologen. – 2. Aufl., Norderstedt, 672 S.

Kellermann, Ch. (1917): Nachruf für August Friedrich Schwarz. – Abh. Naturhist. Ges. Nürnberg 19: 187-200 und Tafel 40
(wörtliche Zitate aus dieser Arbeit stehen im obigen Text in „Anführungszeichen“)

Welss, W. (2003): Floristische Erforschung. – in: Gatterer, K. & W. Nezadal (Hrsg.) Flora des Regnitzgebietes. Die Farn- und Blütenpflanzen im zentralen Nordbayern. – Bd. 1: 92-101, IHW-Verlag, Eching

Dr. Walter Welß